Freitag, 5. Februar 2016

Siegmund Freud: Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse



Psychoanalyse: beschäftigt sich mit der Aufklärung und der Beseitigung sog. nervöser Störungen; Grundlage: Annahmen über das menschliche Triebleben der Seele


Libidotheorie:
Unterscheidung zwischen Selbsterhaltungs- bzw. Ich-Trieben und Sexualtrieben („Libido“= sexuelles Verlangen)

- Neurosen: spezifische Erkrankungen der Sexualfunktion (Quantität der Libido und Möglichkeit, sie zu befriedigen und durch Befriedigung abzuführen, entscheidend)
- zu Beginn der individuellen Entwicklung ist alle Libido an die eigene Person geknüpft, erst später fließt sie auf äußere Objekte über (-> Fortschritt vom Narzissmus zur Objektliebe), ein Teil bleibt jedoch immer beim Ich; Objektlibido kann sich wieder in Ich-Libido umsetzen (Beweglichkeit wesentlich für Gesundheit einer Person)
- Narzissmus (=Eigenliebe) der Menschheit hat 3 schwere Kränkungen erfahren: kosmologisch, biologisch und psychologisch


Psychologische Kränkung:


- Mensch fühlt sich souverän in seiner eigenen Seele (-> Aufsichtsorgan überwacht Regungen und Handlungen, die bei Bedarf gehemmt und zurückgezogen werden)
- Bewusstsein informiert das Ich über alle wichtigen Vorgänge in der Seele

- bei Neurosen: das Ich fühlt sich unbehaglich, stößt auf Grenzen seiner Macht im Seelenleben, auf Gedanken, von denen es nicht weiß, woher sie kommen, und kann sie nicht abwehrenUrsache: ein Teil des eigenen Seelenlebens (Sexualtriebe) hat sich der Kenntnis des Ichs und seinem Willen entzogen, um sich Unterdrückung zu entziehen -> Ersatzbefriedigung
- Ich hält „seelisch“ für „bewusst“ (vertraut darauf, dass alles Wichtige gemeldet wird, was nicht gemeldet wird hält es für nicht existent), aber:  
Seelisches
Bewusstes, Nachrichten an Bewusstsein immer unvollständig und oft unzuverlässig, in manchen Fällen – z.B. Triebkonflikt – gar keine


-> Triebleben der Sexualität ist nicht voll zu bändigen;
seelische Vorgänge an sich sind unbewusst und nur durch eine unvollständige und unzuverlässige Wahrnehmung dem Ich zugänglich und ihm unterworfen

-> Ich ist nicht Herr in seinem eigenen Haus






Literatur:
Freud, Siegmund: "Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse“. In: Anna Freud (Hg.): Sigm. Freud. Gesammelte Werke. S. Fischer Verlag,  Frankfurt 1947, S. 3-12.

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