Donnerstag, 12. November 2015

Geertz: Dichte Beschreibung II



In der zweiten Hälfte des Textes stellt Geertz heraus, worauf der Fokus bei der Erforschung von Kultur gelegt werden soll: besser, als sie rein als symbolisches System zu betrachten, sei es, das Verhalten bzw. das soziale Handeln zu untersuchen, das den Rahmen für kulturelle Formen bildet.

Die Aufgabe des Ethnographen besteht dabei insbesondere im Schreiben – er hält den sozialen Diskurs fest, sodass er als Bericht für Interpretationen herangezogen werden kann. Die Analyse soll laut Geertz nicht bedeuten, bestehende Realität wiederzugeben, sondern Vermutungen über ihre Bedeutung aufzustellen, diese zu bewerten und daraus schließlich Schlüsse zu ziehen, was wiederum seinem semiotischen Kulturbegriff entspricht.

Er fasst nun 3 Merkmale der ethnographischen Beschreibung zusammen:
  • Sie ist deutend,
  • Gegenstand der Deutung ist der Ablauf des sozialen Diskurses und
  • das Deuten besteht darin, das „Gesagte“ eines solchen Diskurses festzuhalten.

Zusätzlich stellt er ein viertes Merkmal vor: ethnographische Beschreibungen sind mikroskopisch. Das bedeutet, dass sich ethnologische Interpretation nicht – oder zumindest nicht zuerst – auf eine ganze Gesellschaften oder Zivilisation richtet, sondern im Kleinen beginnt.
In diesem Zusammenhang kommt er aber auch auf eine Schwierigkeit zu sprechen: das methodologische Problem, wie von solchen mikroskopischen Beschreibung schließlich doch auf größere Zusammenhänge, zum Beispiel eine Nation, geschlossen werden kann.

Um diese Problem zu lösen, haben Ethnologen zwei Modelle entwickelt, die allgemeine Schlussfolgerungen ermöglichen sollen.
Das mikroskopische Modell gründet sich auf die Annahme, dass sich das Wesen nationaler Gesellschaften in vereinfachter Form in „typischen“ Kleinstädten finde. Gegen diese Vorstellung hält Geertz, ein Dorf sei lediglich der Ort der Untersuchung, nicht aber Objekt der Untersuchung selbst.
Das natürliche Modell sieht ethnographische Beschreibung als Arbeit in einem Laboratorium, allerdings fällt es mir bei Geertz' Ausführung schwer festzustellen, worin diese besteht und weshalb genau er auch diesen Ansatz negativ bewertet.
Unklar bleibt auch, was der Autor meint, wenn er selbst als Lösung formuliert, man müsse sich verdeutlichen, dass soziale Handlungen „mehr als nur sich selbst kommentieren“, da er diese Behauptung nicht mehr weiter ausführt.

Auf Probleme stößt Geertz auch, als er schließlich auf den Begriff der Kulturtheorie eingeht, da es hier an begrifflicher Präzision fehle, sodass man sich stets auf Andeutungen beschränken müsse. Was die Bildung von Theorie zusätzlich erschwert, ist, dass man sich, mehr als bei anderen Wissenschaften, sehr nah an Tatsachen halten muss und Abstraktionen vermeiden sollte, da die Hauptaufgabe in der Ethnologie darin besteht, dichte Beschreibung zu ermöglichen. Die Theorie soll hierbei lediglich das entsprechende Vokabular dazu bereitstellen.

Abschließend macht Geertz noch deutlich, dass die Untersuchung von Kultur immer unvollständig ist und immer komplexer wird, je tiefer sie geht. Deshalb soll ihre Erforschung möglichst lebensnah bleiben. 



Literatur:
Clifford Geertz: „Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie der Kultur“ in: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995, 4. Auflage, S. 7 - 43.

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