Clifford Geertz beschäftigt sich in „Dichte Beschreibung.
Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme“ mit dem Kulturbegriff und
entwickelt anhand dessen das theoretische Konzept der dichten Beschreibung, das
zum Verständnis einer Kultur dienen soll.
Dazu erläutert er zunächst das Problem der Einschränkung des
Kulturbegriffs, da in der Wissenschaft bei dem Versuch, Kultur möglichst
präzise zu beschreiben, ein begriffliches Durcheinander entstanden ist. Das
verdeutlicht Geertz, indem er einige Definitionen aus Clyde Kluckhohns „Mirror
for Man“ zitiert – ganze 11 verschiedene Beschreibungen kommen dabei zusammen.
Aus meiner Sicht scheinen die auch alle ganz passend zu sein, zumindest
bezeichnen sie wichtige Eigenschaften, die mir bei dem Wort „Kultur“ in den
Sinn kommen, allerdings wird mir dabei auch klar, warum Geertz fordert: man
muss eine Wahl treffen.
Geertz hat sich für einen semiotischen Kulturbegriff
entschieden, d.h. bei der wissenschaftlichen Untersuchung einer Kultur soll es
vor allem um Bedeutung gehen. Er sieht den Menschen in ein selbstgesponnenes
Bedeutungsgewebe (= Kultur) verstrickt. Nun gilt es, die Zeichen innerhalb
dieses Gewebes zu interpretieren und so gesellschaftliche Ausdrucksformen zu
deuten. Und das soll mittels des Konzepts der dichten Beschreibung geschehen.
Was das bedeutet, erklärt Geertz anhand zweier Beispiele,
wobei ich das zweite sehr schwer zu verstehen fand und daher hier nur auf das
erste eingehe: das Zwinkern. Diese Geste kann erst mal einfach nur ein Zucken
des Augenlids sein, andererseits aber auch geheimes Zeichen an einen
Kommunikationspartner, oder gar eine Parodie einer solchen Geste. Diese
verschiedenen Bedeutungsebenen werden nicht durch eine bloße Beschreibung des
visuell wahrnehmbaren Vorgangs sichtbar, sondern erst durch eine dichtere
Beschreibung offenbart, die Faktoren wie den gesellschaftlichen
Code, der das Zucken zum Zwinkern macht, mit einbezieht.
Wichtig zu erwähnen ist, dass die Daten für die Beschreibung
von Informanten – nämlich Mitgliedern der zu beschreibenden Kultur – stammen und
daher immer schon eine Auslegung, also subjektive Interpretation, eines
Sachverhaltes darstellen.
Das Herstellen eines Kontaktes zu diesen Informanten, das Sammeln der Daten und ähnliche praktische Arbeiten sind Bestandteile der Ethnographie.
Das Herstellen eines Kontaktes zu diesen Informanten, das Sammeln der Daten und ähnliche praktische Arbeiten sind Bestandteile der Ethnographie.
Geertz geht in seinem Text nun noch weiter darauf ein, was
Kultur und deren Beschreibung bedeutet. Ein paar Aussagen, die mir dabei wichtig
geworden sind und neue Erkenntnisse gebracht haben, sind abschließend:
- obwohl Kultur aus Ideen besteht, existiert sie nicht in den Köpfen
- Kultur ist öffentlich, weil Bedeutung etwas öffentliches ist
- um eine Kultur zu erfassen und zu verstehen, reicht es nicht aus, ihre Regeln zu beschreiben
- Kultur ist keine Instanz, sondern ein Kontext, in dem sie als ineinandergreifende Systeme auslegbarer Zeichen dicht beschreibbar ist
- das Verstehen einer Kultur umfasst sowohl ihre Normalität, als auch ihre Besonderheit und macht sie erreichbar
Literatur:
Clifford Geertz: „Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie der Kultur“ in: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995, 4. Auflage, S. 7 - 43.
Clifford Geertz: „Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie der Kultur“ in: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1995, 4. Auflage, S. 7 - 43.
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