Donnerstag, 19. November 2015

Van Gennep: Übergangsriten



In den Textauszügen befasst sich Van Gennep mit sogenannten Übergangsriten. 


Um die Bedeutung dahinter zu vermitteln, stellt er zunächst räumliche Übergänge als Modell solcher dar.
Dabei untersucht er insbesondere den magisch-religiösen Aspekt einer Grenzüberschreitung, wie sie vor allem bei Territorien halbzivilisierter Stämme stattfindet. Grenzen sakraler Stätten werden hierbei häufig durch natürliche Merkmale, wie zum Beispiel einen „heiligen“ Baum, markiert oder durch Gegenstände, wie ein errichtetes Tor, das mit all seinen Bestandteilen dann ebenfalls als heilig gilt. Diese Grenzen können durch Einweihungsriten eingeführt und bewacht werden, da eine Überschreitung - etwa von Zugehörigen eines anderen Stammes - verboten ist und als Sakrileg gilt.
Zwischen diesen Grenzen verschiedener Stämme gibt es so etwas wie „neutrale Zonen“, beispielsweise Wüstengebiete. Befindet man sich bei einem Übergang in dieser, schwebt man sich quasi zwischen zwei Welten, weshalb der Autor diese Zeit Schwellenphase nennt.


Direkte Übergangsriten gründen auf die Vorstellung, dass man die alte Welt verlässt und eine neue betritt.
Van Gennep unterteilt sie in folgende Phasen:

  • Trennungsriten (= Trennung von der alten Welt),
  • Schwellen- bzw. Umwandlungsriten (= Schwellenphase)
  • Angliederungsriten (= Angliederung an die neue Welt)


Wie solche Übergangsriten konkret aussehen können, demonstriert der Autor schließlich am Beispiel eines Initiationsritus zur Aufnahme in eine Totemgruppe.
Die 3 Phasen verlaufen dabei wie folgt:

  1. Der Junge muss das gewohnte Umfeld verlassen und wird von seiner Mutter getrennt
  2. Er verbringt nun eine bestimmte Zeit in Isolation und muss dabei verschiedene Tabus einhalten. Das hat eine körperliche und geistige Schwächung zufolge, die bewirken soll, dass er seine kindliche Vergangenheit vergisst und nun zum Mann werden kann.
  3.  Schließlich wird der Novize durch eine Zeremonie in den Stamm eingeführt
 So beschreibt der Übergangsritus den Übergang von einer alten in eine neue Lebensphase.




Literatur:
Arnold Van Gennep: Übergangsriten (Les rites de passage), Frankfurt a.M./New York: Campus 2005, 3. erweiterte Auflage, S. 26-33.

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